Nur Unerwachsene, Rückgratlose und Dummköpfe sind stolz darauf einer Nation anzugehören. Wer selbst gehen kann, braucht kein Vaterland.
Genau jene Rückgratlosen – tausende Neofaschist_innen, führende Vertreter rechtsextremer Organisationen sowie Rechtsrockbands, die aus dem Blood-and-Honour Netzwerk stammen – wollen sich erneut zum „Fest der Völker“ versammeln. Bereits zum vierten Mal meldet die NPD das europaweite Großereignis an. Anders als in den Jahren zuvor versuchen die Nazis nicht mehr in Jena mit dieser Veranstaltung Fuß zu fassen; sie weichen aus in die Provinz: In Altenburg rechnen sie nicht mit entschlossener Gegenwehr. Die Wahl des Ortes ist kein Zufall: Nazikader und „Fest der Völker“-Mitorganisator Thomas Gerlach stammt aus dieser Stadt.
2007 gelang es in Jena tausenden Nazigegner_innen die faschistische Veranstaltung über Stunden zu blockieren und die Anreise von Technik und Besucher_innen erheblich zu behindern. Für 2008 unterschrieben etwa 700 Jenaer_innen schon Monate im Vorfeld eine Erklärung, das „Fest der Völker“ durch Blockaden verhindern zu wollen. Der Rückzug der Faschist_innen in eine andere Stadt ist ein Zwischenerfolg dieser Menschen und all jener, die in den vergangenen Jahren gegen das Nazifest vorgegangen sind. Das „Fest der Völker“ zog im vergangenen Jahr etwa 1.500 Nazis aus verschiedenen Ländern nach Jena, die durch obligatorische Spenden über 15.000 Euro in die Propagandakasse der NPD zahlten.
Auch in diesem Jahr soll das „Fest der Völker“ ein Großereignis für die extreme Rechte werden, mit Publikum, Rednern und musikalischer Begleitung aus Europa. Es wird ein Forum der Selbstvergewisserung der chauvinistischsten Teile der politischen Rechten. Hinter ihrem Motto „Für ein Europa der Vaterländer“ verbirgt sich nichts anderes als die paranoide Angst vor jeglichem Fremden. Das Konstrukt einer geschlossenen Volksgemeinschaft erscheint ihnen als einzige Alternative, um dem vermeintlichen Zerfall der europäischen Kultur durch Globalisierung und Einwanderung entgegenzuwirken. Mit diesem Motto werden die Leitgedanken der europäischen extremen Rechten aufgegriffen. So ist es nicht verwunderlich, dass das „Fest der Völker“ vor allem zur weiteren Vernetzung verschiedenster nationalistischer und extrem rechter Organisationen Europas genutzt wird.
Offen dagegen aufzutreten erfordert Zivilcourage. Denn es kann nicht die Aufgabe von städtischer Verwaltung und Polizei sein, die extreme Rechte in die Schranken zu weisen. Wir rufen darum zu gemeinsam getragenen, solidarischen Blockaden des von den Neonazis anvisierten Raumes auf. Wir möchten mit unserer Anwesenheit deutlich demonstrieren, dass Faschist_innen nicht erwünscht sind. Wir möchten dafür eine Aktionsform nutzen, die es einerseits vielen ermöglicht teilzunehmen, andererseits jedoch auch deutlich zeigt, dass wir mit den Plänen der NPD nicht einverstanden sind und ein jährlich stattfindendes „Fest der Völker“ nirgends tolerieren. Die Polizei wird genötigt sein, die Kundgebung der Nazis zu schützen. Wenn es uns nicht möglich ist, deren Platz zu betreten, werden wir ihn umlagern. Die NPD kann, darf und wird das „Fest der Völker“ in Altenburg jährlich veranstalten – wenn wir sie nicht daran hindern.
Wo ein Körper ist, kann kein zweiter sein – blockieren wir gemeinsam, solidarisch und entschlossen das Nazifestival in Altenburg!