13. September: Kein „Fest der Völker“ – nirgends!

Nur Un­er­wach­se­ne, Rück­grat­lo­se und Dumm­köp­fe sind stolz dar­auf einer Na­ti­on an­zu­ge­hö­ren. Wer selbst gehen kann, braucht kein Va­ter­land.

Genau jene Rück­grat­lo­sen – tau­sen­de Neo­fa­schis­t_in­nen, füh­ren­de Ver­tre­ter rechts­ex­tre­mer Or­ga­ni­sa­tio­nen sowie Rechts­rock­bands, die aus dem Blood-​and-​Ho­nour Netz­werk stam­men – wol­len sich er­neut zum „Fest der Völ­ker“ ver­sam­meln. Be­reits zum vier­ten Mal mel­det die NPD das eu­ro­pa­wei­te Groß­er­eig­nis an. An­ders als in den Jah­ren zuvor ver­su­chen die Nazis nicht mehr in Jena mit die­ser Ver­an­stal­tung Fuß zu fas­sen; sie wei­chen aus in die Pro­vinz: In Al­ten­burg rech­nen sie nicht mit ent­schlos­se­ner Ge­gen­wehr. Die Wahl des Ortes ist kein Zu­fall: Na­zi­ka­der und „Fest der Völ­ker“-​Mit­or­ga­ni­sa­tor Tho­mas Ger­lach stammt aus die­ser Stadt.

2007 ge­lang es in Jena tau­sen­den Na­zi­geg­ner_in­nen die fa­schis­ti­sche Ver­an­stal­tung über Stun­den zu blo­ckie­ren und die An­rei­se von Tech­nik und Be­su­cher_in­nen er­heb­lich zu be­hin­dern. Für 2008 un­ter­schrie­ben etwa 700 Je­na­e­r_in­nen schon Mo­na­te im Vor­feld eine Er­klä­rung, das „Fest der Völ­ker“ durch Blo­cka­den ver­hin­dern zu wol­len. Der Rück­zug der Fa­schis­t_in­nen in eine an­de­re Stadt ist ein Zwi­schen­er­folg die­ser Men­schen und all jener, die in den ver­gan­ge­nen Jah­ren gegen das Na­zi­fest vor­ge­gan­gen sind. Das „Fest der Völ­ker“ zog im ver­gan­ge­nen Jahr etwa 1.​500 Nazis aus ver­schie­de­nen Län­dern nach Jena, die durch ob­li­ga­to­ri­sche Spen­den über 15.​000 Euro in die Pro­pa­gan­d­a­kas­se der NPD zahl­ten.

Auch in die­sem Jahr soll das „Fest der Völ­ker“ ein Groß­er­eig­nis für die ex­tre­me Rech­te wer­den, mit Pu­bli­kum, Red­nern und mu­si­ka­li­scher Be­glei­tung aus Eu­ro­pa. Es wird ein Forum der Selbst­ver­ge­wis­se­rung der chau­vi­nis­tischs­ten Teile der po­li­ti­schen Rech­ten. Hin­ter ihrem Motto „Für ein Eu­ro­pa der Va­ter­län­der“ ver­birgt sich nichts an­de­res als die pa­ra­no­ide Angst vor jeg­li­chem Frem­den. Das Kon­strukt einer ge­schlos­se­nen Volks­ge­mein­schaft er­scheint ihnen als ein­zi­ge Al­ter­na­ti­ve, um dem ver­meint­li­chen Zer­fall der eu­ro­päi­schen Kul­tur durch Glo­ba­li­sie­rung und Ein­wan­de­rung ent­ge­gen­zu­wir­ken. Mit die­sem Motto wer­den die Leit­ge­dan­ken der eu­ro­päi­schen ex­tre­men Rech­ten auf­ge­grif­fen. So ist es nicht ver­wun­der­lich, dass das „Fest der Völ­ker“ vor allem zur wei­te­ren Ver­net­zung ver­schie­dens­ter na­tio­na­lis­ti­scher und ex­trem rech­ter Or­ga­ni­sa­tio­nen Eu­ro­pas ge­nutzt wird.​

Offen da­ge­gen auf­zu­tre­ten er­for­dert Zi­vil­cou­ra­ge. Denn es kann nicht die Auf­ga­be von städ­ti­scher Ver­wal­tung und Po­li­zei sein, die ex­tre­me Rech­te in die Schran­ken zu wei­sen. Wir rufen darum zu ge­mein­sam ge­tra­ge­nen, so­li­da­ri­schen Blo­cka­den des von den Neo­na­zis an­vi­sier­ten Rau­mes auf. Wir möch­ten mit un­se­rer An­we­sen­heit deut­lich de­mons­trie­ren, dass Fa­schis­t_in­nen nicht er­wünscht sind. Wir möch­ten dafür eine Ak­ti­ons­form nut­zen, die es ei­ner­seits vie­len er­mög­licht teil­zu­neh­men, an­de­rer­seits je­doch auch deut­lich zeigt, dass wir mit den Plä­nen der NPD nicht ein­ver­stan­den sind und ein jähr­lich statt­fin­den­des „Fest der Völ­ker“ nir­gends to­le­rie­ren. Die Po­li­zei wird ge­nö­tigt sein, die Kund­ge­bung der Nazis zu schüt­zen. Wenn es uns nicht mög­lich ist, deren Platz zu be­tre­ten, wer­den wir ihn um­la­gern. Die NPD kann, darf und wird das „Fest der Völ­ker“ in Al­ten­burg jähr­lich ver­an­stal­ten – wenn wir sie nicht daran hin­dern.

Wo ein Kör­per ist, kann kein zwei­ter sein – blo­ckie­ren wir ge­mein­sam, so­li­da­risch und ent­schlos­sen das Na­zi­fes­ti­val in Al­ten­burg!