Veranstaltungsempfehlung: „Flüchtlingsgespräche“ von Bertolt Brecht

1940: Im Bahnhofsrestaurant von Helsingfors sitzen zwei Männer. Der eine nennt sich Kalle, der andere stellt sich als Ziffel vor. Beide sind auf der Flucht und unterhalten sich bei wässrigem Bier und falschem Zigarrendunst über Politik, Asyl, Pässe und den “Wieheißterdochgleich”. Stets im vollen Bewusstsein, dass man die Wahrheit niemals laut und offen äußern darf, blicken sie sich immer wieder vorsichtig um und führen ihre Unterhaltung zweideutig verschlüsselt.
Bertolt Brecht notierte die als fiktiven Dialog geführten Selbstgespräche in den vierziger Jahren und formuliert in ihnen eigene Fluchterfahrungen wie auch seine Überlegungen für eine andere Welt. Beide Perspektiven sind heute aktueller denn je. (mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp Verlages)

Lesung mit Konrad Heinze (Politikwissenschaftler) und Mike Melzer (RLS Sachsen).
Eine Veranstaltung der RLS Sachsen in Kooperation mit dem Infoladen „Tierra y libertad“, Plauen

Ort: Galerie Forum K, Bahnhofstraße 39, 08523 Plauen
Zeit: Donnerstag 02.11.2017 19.00-21.00 Uhr

Wie der Vogtland-Anzeiger auf die Propagandastrategie von Nazis hereinfällt

Ein Lehrstück rechter Propaganda und des unkritischen Umgangs mit ihr: Ein Wohnblock soll abgerissen werden, eine Mieterin ist Neonazi-Aktivistin und alarmiert ihre Freunde der Kaderorganisation „Der III. Weg“. Der Block wird gerettet, die Mieterin bedankt sich öffentlich in der Lokalpresse für die Unterstützung durch andere Nazis.

Tragisch ist an dieser Provinzposse vieles: Bisher war der chronisch klamme „Vogtland Anzeiger“ häufig die progressivere Alternative in der Lokalpresse gegenüber der „Freien Presse“, die sich für keine rechtspopulistische Agitation und mehr oder weniger offen zur Schau gestellte AfD-Propaganda zu schade ist. Mittlerweile scheinen jedoch auch dort journalistische Mindeststandards zusammengebrochen zu sein. Mehr dazu weiter unten.
Drehen wir die Zeit einige Monate zurück: Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit, denen die „WBG Plauener Land“ als kapitalistisches Unternehmen wohl oder übel zwangsweise unterworfen ist, plante das Unternehmen die Stilllegung eines Wohnblocks im Dorf Gutenfürst. Die Mieter*Innen machten daraufhin auf ihre bevorstehende Entmietung und schlimmstenfalls den erzwungenen Umzug in andere Orte aufmerksam. Bald hing auch ein Transparent aus dem Block – kämpferische Mieter*Innen im Hinterland?

Continue reading Wie der Vogtland-Anzeiger auf die Propagandastrategie von Nazis hereinfällt