Am 17. August 1987 starb Rudolf Hess, der Stellvertreter Adolf Hitlers, im Kriegsverbrechergefängnis Spandau. Neonazis in Deutschland und Europa machten aus Hess einen Märtyrer, da er nie mit dem Nationalsozialismus gebrochen hat. Die verschwörerischen Neonazis glauben, Hess sei durch den britischen Geheimdienst ermordet worden. Jährlich organisieren bundes- und europaweit Neonazis Aktionen rund um Hess‘ Todestag.
Immer wieder Wunsiedel
Rudolf Hess wurde in der oberfränkischen Kleinstadt Wunsiedel beerdigt. Von 1991 bis 2000 wurden Hess-Gedenk-Demonstrationen in Wunsiedel verboten, in anderen Städten aber erlaubt und durchgeführt. 2001 durften die Neonazis erstmals in Wunsiedel aufmarschieren. Bis 2004 zählten die Hess-Demonstrationen mit mehreren tausend TeilnehmerInnen, neben den jährlichen Demonstrationen im Februar in Dresden, zu den größten Naziaufmärschen in Deutschland. Im Jahr 2005, 60 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz und den anderen deutschen Vernichtungslagern, wurde der Hess-Marsch wieder verboten.
Auch in den Folgejahren wurde der Aufmarsch mit der Begründung verboten, dass die Versammlung gegen § 130 Abs. 4 StGB (Volksverhetzung) verstößt. Gegen dieses Urteil klagt sich der Anmelder der Hess-Märsche Jürgen Rieger (Bundesvorstandsmitglied der NPD) durch alle Instanzen. Am 25. Juni 2008 entschied das Bundesverwaltungsgericht, dass das Verbot rechtens sei. In seiner Urteilsbegründung sah das Gericht den Tatbestand erfüllt, dass bei der Veranstaltung mit an „Gewissheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ die schweren Menschenrechtsverletzungen der nationalsozialistischen Gewalt- und Willkürherrschaft gebilligt worden wären. Nun bleibt Jürgen Rieger nur der Weg vor das Bundesverfassungsgericht. Der Aufmarsch der Neonazis in Wunsiedel bleibt vorerst verboten.
Hess-Propaganda in Pausa/Plauen
Bundesweit kündigten Neonazis nach dem erneuten Wunsiedel-Verbot dezentrale Aktionen zum Hess-Todestag an. In Pausa/Plauen wurden mehrere Plakate mit der Abbildung von Rudolf Hess angebracht. Außerdem wurden Aufkleber mit der Aufschrift „Märtyrer sterben nie“ und „Mut zur Wahrheit“ verklebt. Das Material stammt von verschiedenen Neonaziversänden. Wobei einige Domains nicht mehr existieren.