1. Mai Hof: Friedrich, Freude, Bratwurstbuden!

Nun, am morgigen Dienstag soll es also soweit sein: die Faschisten des Freien Netz Süd (FNS) marschieren durch die Hofer Innenstadt.
An dieser Stelle fragt sich mensch, wie es dazu kommen kann, dass dies ohne nennenswerte Gegenwehr passieren kann? Wie kommt es dazu, dass bis jetzt von Seiten der Stadt keine klare Aussage über die Route der Faschisten gemacht wurde?
Und wie kann es sein, dass vom umjubelten Bündnis “Hof ist bunt” kein einziger Blockadeaufruf gewagt wurde, stattdessen engagierte Antifa-Gruppen und -Aktionen unter ständiger Kriminalisierung leiden müssen?

Um diese und noch viele weitere, ähnliche Fragen beantworten zu können, sollte etwas näher auf die Zusammensetzung dieses Bündnisses eingegangen werden, und der Besuch unseres geliebten Innenministers Hans-Peter Friedrich sowie die Taktiken des Hofer Stadtrates – mitsamt Oberbügermeister Fichtner – betrachtet werden.
Ein Verbot des Aufmarsches in erster Instanz (was für manch einen Menschen als selbstverständlich erachtet wird) musste im Hofer Stadtrat erst ausführlich diskutiert werden. Danach konnte sich OB Fichnter unter Druck durch das Hofer Bündnis zur Verbotsentscheidung durchringen. Nach Überprüfung und Widerspruch durch das Bayreuther Verwaltungsgericht musste erneut kostbare Zeit „verdiskutiert“ werden, bis sich zu einem weiteren Verbotsersuch in nächster Instanz durchgerungen wurde.

Der gleiche Stadtrat ist es auch, der trotz unzähliger Kooperationsgespräche mit der Polizei keine Route der Faschisten preisgeben will. Dank dieser Verschleierung und der fehlenden Information gestalteten sich die Vorbereitungen sehr schwer und es bleibt bis zuletzt nur bei einer begründeten Vermutung, wo die Nazis am 1. Mai marschieren wollen. Jedoch sind es genau diese Vorgehensweisen, die zeigen, dass sich mensch selbst auf regionaler Ebene, nicht auf die staatlichen Institutioinen verlassen kann, sondern Eigeninitiative zeigen muss.

Eine Blockade, und damit die wirkliche Verhinderung oder Störung des Naziaufmarsches, stand beim Hofer Bündnis „bunt statt braun“ nicht zur Debatte. Wichtiger waren für Parteien, Kirchen und Co. eine detaillierte Lagebesprechung des Bierausschanks und des Bratwurstverkaufs. Obwohl sich das Bündnis von einem Slogan wie „feiern gegen rechts“ distanzierte, organisierten die anwesenden Menschen des Bündnisses lieber ein schönes Fest in der Altstadt mit unzähligen unnützen Attraktionen, statt das wahre Problem, den Aufmarsch der Nazis am 1. Mai in Hof, anzusprechen und anzugehen. Unnötige Diskussionen über den Inhalt ihres lächerlichen Aufrufs blieben bis zuletzt wichtiger als jegliche Frage nach direkten Aktionen gegen die marschierenden Nazis.

Das Bündnis, bestehend aus Parteien wie unter anderem der CSU (welche mit 5 Unterorganisationen vertreten ist), sämtlichen Hofer Kirchen, vielen Fußballvereinen, einigen Bands, Gewerkschaften, sonstigen Organisationen und Firmen, sorgte während der Vorbereitungszeit zum 1. Mai für diverse Kriminalisierungen und Ausgrenzungen von alternativen, antifaschistischen und linksradikalen Menschen und Gruppierungen. Den Anfang machte die Einladung des Innenministers Friedrich, der allein durch seine Anwesenheit und vertretene „Extremismustheorie“ für klare Abgrenzung der politischen „Mitte“ zum „linksradikalen Spektrum“ sorgt. Den nächsten Schritt machte die Bündnisleitung, die bei Anweisungen für Ordner unter anderem von zu befürchtenden „Störungsversuchen durch Nazis oder dem schwarzen Block“ redet oder „keine Diskussion mit Menschen aus dem schwarzen Block, sondern sofortige Information der Veranstaltungsleitung“ fordert. Damit sorgt auch sie für eine noch klarere Ausgrenzung der lokalen und anreisenden antifaschistischen Gruppierungen und diskriminiert Menschen, die nicht in ihr Weltbild passen. Die Teilnahme der Polizeigewerkschaft an der Demonstration sowie die feste Verankerung rechter Parteien wie der CSU im Bündnis bilden somit die Krone für diese widerliche Farce.

Aufgrund dieser und etlicher weiterer Vorfälle, Tatsachen und Beteiligungen fraglicher Organisationen distanzieren wir uns vom Bündnis „Hof ist bunt“.
Wir werden keine Pseudo-Gegendemonstrationen Seite an Seite mit den Parteien, die das ganze Jahr über ihre rassistische Politik praktizieren durchführen, und am anschließenden one-day Volksfest teilnehmen, sondern werden uns die Mittel suchen, diesen und weitere Naziaufmärsche effektiv zu verhindern.

Gegen die Kriminalisierung antifaschistischer Strukturen!
Gegen jegliche Form von Ausgrenzung!
Gegen „Feste gegen rechts“!
Gegen Nazis!
Mit allen Mitteln – auf allen Ebenen!

Autonome Antifa Hof