Neonaziaktivitäten in Reichenbach/Vogtland

Nachdem die FKV (Freien Kräfte Vogtland) im Januar diesen Jahres durch einen Rechercheartikel auf der Internetplattform „linksunten.indymedia“ geoutet und dieses durch regionale Zeitungsartikel veröffentlicht wurde, hat sich die erst im Dezember 2013 gegründete Kameradschaft nun anscheinend aufgelöst. Es ist seit mehreren Monaten keine Internetpräsenz mehr zu verzeichnen und auch auf Demonstrationen lassen sich die Mitglieder der „FKV“ nicht mehr blicken. Vor ca. 2 Monaten tauchte eine neue Facebookseite namens „Abteilung 61“ auf. Die Mitglieder dieser Gruppe sind nahezu identisch mit denen der „FKV“. Gründungsort ist die Stadt Reichenbach/Vogtland. Das erklärte Ziel der „A 61“ : „Der Kampf um die eigene Stadt“. Sie rufen vor allem jugendliche Menschen auf, sich aktiv für ihre Heimat einzusetzen und nicht zuzusehen wie diese von Ausländern und Andersdenkenden „überflutet“ wird.

Wiederholt wurden Bilder mit Nazisymboliken und nationalistischen Inhalten gepostet. Auffällig war, dass regelmäßige Posts von Michel Telle und Philipp Kluge erschienen, also jene Menschen, die auch schon bei „FKV“ aktiv waren bzw. diese gegründet haben. Seit ca. drei Wochen ist es wahrscheinlich aufgrund einer Sperrung durch Facebook nicht mehr möglich auf die Facebookseite zuzugreifen. Es scheint, als ob sich die „Gründer“ dieser Seite aus Sicherheitsgründen in dem sozialen Netzwerk zurück gezogen haben, um Parallelen zu den Schmierereien und der „Abteilung 61“ zu vermeiden.

In letzter Zeit häufen sich in Reichenbach Vorfälle, bei denen z.B. das jüdische Zentrum, Wände, Wahlplakate usw. mit Nazisymboliken beschmiert wurden. Auch auf der Seite der „A 61“ wurde ein Foto gepostet, auf dem eine vermummte Person ein antifaschistisches Stencil übermalt und darunter den Schriftzug „NS jetzt“ schreibt.

rc_01

Anfang Mai wurden wiederholt Aufstellplakate der Partei „DIE LINKE“ mit Hakenkreuzen, sowie dem dreizackigem Hakenkreuz (bekannt als Triskele), dem Schriftzug „Blood and Honour“ und anderen Nazizeichen beschmiert. Auffällig ist, dass auf einem Plakat die Initialen der „A 61“ zu sehen waren.

rc_02

In der Nacht zum 1. Mai wurden die Parolen „Nationaler Sozialismus jetzt“, „Jude raus“, „Kriegstreiber Israel“, ein durchgestrichener Davidstern und eine Triskele an das jüdische Zentrum sowie an den nahegelegenem Skatepark gesprayt. In der Nacht zum 1.6. kam es zu einer weiteren Aktion. Eine Kirchenmauer in der Altstadt sowie eine Wand an der Burgstraße wurden mit mehreren teils 20 Meter langen Schriftzügen verunstaltet. Die Täter fordern unter anderem „Ehre und Heimatschutz“ – was nahezu identisch mit den Forderungen der „Abteilung 61“ ist. Weiterhin zu lesen sind Parolen wie ‚Werde aktiv‘, ‚Anti-Antifa‘, „Zuwanderung stoppen‘, ‚Anti-Zionismus‘, Blut & Ehre, ‚Nationaler Sozialismus jetzt‘, ‚Heimatschutz‘, „Abteilung 61“ oder Symbole wie die Triskele.

rc_03

Bezeichnend ist, dass bekannte Reichenbacher Neonazis am Abend des 31.05. ein Neonazikonzert besuchten. Eventuell wurden sie dort durch menschenverachtende Texte dazu motiviert, den Worten Taten folgen zu lassen. Die letzte bekannte Aktion geschah in der Nacht zum 4.6., als ein ca. 20 Meter langer Schriftzug an eine Autobahnbrücke der A72 in Reichenbach angebracht wurde, unter anderem seien dort Hakenkreuze und wiederholt der Schriftzug „Abteilung 61“ zu sehen gewesen.

Bildquelle: AGV, „Freie Presse“