Wahlen im Vogtland – NPD

Bei den kom­men­den Kreis­tags­wah­len am 8. Juni 2008 ist der erst­ma­li­ge Ein­zug der NPD in die Kom­mu­nal­par­la­men­te im Vogt­land zu er­war­ten.

14 NPD-​Kan­di­da­ten stel­len sich sich für „ihre kom­mu­na­le Ver­ant­wor­tung“ im Vogt­land auf. Gitta Schüß­ler – Land­tags­ab­ge­ord­ne­te der NPD in Sach­sen – dazu: „Wir Na­tio­nal­de­mo­kra­ten haben uns auf die Fah­nen ge­schrie­ben, Po­li­tik in ers­ter Linie für unser ei­ge­nes Volk – für uns Deut­sche – zu ma­chen. Des­halb ist es not­wen­dig, daß in Zei­ten, in denen sich die Alt­par­tei­en für alle mög­li­chen in- und aus­län­di­schen Min­der­hei­ten ein­set­zen und dar­über ver­ges­sen, daß sie in ers­ter Linie dem ei­ge­nen Volk ver­pflich­tet sind, die Na­tio­na­len auch in den zu­künf­ti­gen Kreis­ta­gen ver­tre­ten sind.“ (aus: Sach­sen-​Stim­me; Re­gio­nal­aus­ga­be RB Chem­nitz zur Kreis­tags­wahl 2008)

Dass sich der In­ha­ber des rechts­ex­tre­men Laden „Rag­nar­ök“ in Mylau und Kauf­mann (Olaf Mar­tin, 36 Jahre) für die Kom­mu­nal­wahl auf­stellt ist nicht ver­wun­der­lich. Ge­ra­de eben in die­sem „na­tio­na­len Szen­ela­den“ wer­den in der Hain­stra­ße 8 in Mylau seit nun­mehr 4 Jah­ren rech­te Kon­sum­gü­ter für Groß und Klein an­ge­bo­ten. In dem Sor­ti­ment be­fin­den sich neben der in der Szene sehr be­lieb­ten Be­klei­dungs­mar­ke Thor Stei­nar unter an­de­rem viel­sei­ti­ger Rechts­rock und di­ver­se Waf­fen. Reich­kriegs­fah­nen, an­ti­se­mi­ti­sche Auf­kle­ber und Flug­blät­ter der losen Ka­me­rad­schaft „Schwar­zer Orden“ (1) wer­den in sei­nen In­ter­net­por­ta­len an­ge­bo­ten. Dass sich der „Schwar­ze Orden“ als Nach­fol­ge­or­ga­ni­sa­ti­on aus dem Um­feld der Ka­me­rad­schaft „Al­coho­lo­caust (2)- Brau­ne Teu­fel Vogt­land“ ent­wi­ckelt, liegt nahe.

Die Szene im Vogt­land or­ga­ni­siert sich seit Jah­ren aus frei­en Ka­me­rad­schaf­ten und zu­neh­mend aus den Par­tei­struk­tu­ren der NPD. Ge­mein­sa­me Ver­an­stal­tun­gen fin­den re­gel­mä­ßig in den Gast­stät­ten in Ber­gen „Gol­de­ner Hahn“, Plau­en „Tref­fer“ und Schön­bach an der B 92 „Drei Mädle“ statt. Diese wird ge­ra­de in den letz­ten Wo­chen mehr­fach für Wahl­ver­an­stal­tun­gen der re­gio­na­len NPD ge­nutzt. Am 07 Juni kam es zu einem gro­ßen Po­li­zei­auf­ge­bot. Ob es sich wie­derum wie am 17. Mai um einen Lie­der­a­bend mit „An­net­te“ han­delt ist nicht aus­zu­schlie­ßen.

Die Wahl­er­geb­nis­se seit 1994 in der Re­gi­on Vogt­land zei­gen einen enor­men Recht­s­trend und eine Ver­tie­fung der aus­län­der­feind­li­chen, ras­sis­ti­schen und an­ti­se­mi­ti­schen Res­sen­ti­ments in der Re­gi­on.

Die Wahl­er­geb­nis­se (3) in der Re­gi­on Vogt­land zei­gen die­sen ne­ga­ti­ven Trend auch in Zah­len:
Eu­ro­pa­wah­len 1994 (NPD 5%)
Land­tags­wahl 2004 (NPD 8,3%)
Eu­ro­pa­wah­len 2004 (NPD 6,0 %)
Bun­des­tags­wah­len 2005 (NPD 4,6%)

„Wer die NPD wählt, der wählt einen kla­ren po­li­ti­schen Stand­punkt. Wäh­rend die an­de­ren Bla­bla schwa­feln, spricht die NPD Klar­text für hei­mi­sche In­ter­es­sen.“ (aus: Sach­sen-​Stim­me; Re­gio­nal­aus­ga­be RB Chem­nitz zur Kreis­tags­wahl 2008) Mit dis­kri­mi­nie­ren­den und ge­fähr­li­chen Wahl­kampf­pa­ro­len „Ar­beit zu­erst für Deut­sche“; „Kri­mi­nel­le Aus­län­der Raus“ oder „NPD wäh­len, damit man sich gegen den lin­ken Mei­nungs­t­er­ror wehrt!“ – so Mar­kus Fortak, einer der Plaue­ner Kan­di­da­ten in der Sach­sen-​Stim­me, ver­sucht die NPD „kom­mu­na­le Ver­ant­wor­tung“ zu ge­win­nen. Durch diese oder ähn­li­che Pa­ro­len der NPD und ihres Um­fel­des füh­len sich Men­schen dis­kri­mi­niert, ver­folgt und ver­ängs­tigt.

Wer hin­ter die Ku­lis­sen der rech­ten Szene schaut, er­fährt er­schre­cken­des. So kam es im Jahr 2006 kam es zu 242 rechts­ex­trem mo­ti­vier­ten Über­grif­fen, so die bei­den Op­fer­be­ra­tungs­pro­jek­te RAA und AMAL in Sach­sen. Die Zu­nah­me auf 306 Über­grif­fe und davon 402 di­rekt Be­trof­fe­ne im Jahr 2007 in Sach­sen ist trau­ri­ge Rea­li­tät. (4)

(1) Schwar­zer Orden
Quel­le: http://www.​dhm.​de/​lemo/​html/​nazi/​innenpolitik/​ss/​index.​html
Stren­ge ras­se­bio­lo­gi­sche und welt­an­schau­li­che Aus­wahl­kri­te­ri­en be­stimm­ten die Zu­ge­hö­rig­keit zur SS. Als Ver­kör­pe­rung na­tio­nal­so­zia­lis­ti­scher Her­ren­men­schen­ideo­lo­gie und als „Be­wah­rer der Bluts­rein­heit“ soll­te der „Schwar­ze Orden“ – in An­leh­nung an die schwar­zen SS-​Uni­for­men – nach dem Wil­len Himm­lers die Keim­zel­le einer nor­di­schen Ras­sen­do­mi­nanz in Deutsch­land dar­stel­len.
(2) Al­coho­lo­caust warb im In­ter­net 2005 als ihr hei­li­ges Ziel: „Die Ver­nich­tung von 6 Mil­lio­nen Bier“!
(3) http://​www.​statistik.​sachsen.​de/​wahlen/​allg/​Seite_​2.​htm
(4) http://www.​amal-​sach­sen.​de

Olaf Martin