Pressemitteilung der RAA-Opferberatung Chemnitz
Zwickau, 28.11.2008
Urteil wegen 5-fachen versuchten Mordes
Nach mehreren Verhandlungstagen wurde gestern (27.11.2008) vor der Jugendkammer des Landgerichts Zwickau das Urteil verlesen. Wegen 5-fachen versuchten Mordes in Tateinheit mit gefährlicher Brandstiftung wurden zwei jugendliche Täter zu 3 Jahren bzw. zu 2 Jahren und 6 Monaten Freiheitsstrafe, jeweils ohne Bewährung, verurteilt.
Die Verurteilten warfen in einer Septembernacht 2007 zwei Brandsätze gegen das Haus einer Familie in Mylau bei Reichenbach. Die Wurfgeschosse zerprallten an Fenstersims bzw. Vordach des Familienhauses – nur um Haaresbreite also kam niemand zu körperlichem Schaden, da das Feuer außerhalb der Wohnräume entfachte und gelöscht werden konnte.
Von der geschädigten Familie wird aus nicht nachvollziehbaren Gründen in bestimmten Teilen der kleinen Stadt Mylau angenommen, sie seien nicht deutsch oder sie seien Juden. Dies wurde durch Zeugen innerhalb der Verhandlung benannt. Darüber hinaus wurde benannt, dass „die Wessis ausgelöscht werden sollten“.
Aus Sicht der Betroffenen sowie der Opferberatung ist der versuchte Mord an der Familie vor dem Hintergrund dieser Annahmen zu verstehen. Diese feindlichen Einstellungen gegenüber den Geschädigten müssen deutlich als rechtsextrem erkannt werden.
Die juristische Aufarbeitung rechtsextremer Taten allein stellt jedoch keine Lösung im Umgang mit Rechtsextremismus dar. Aus Sicht der Opferberatung muss unter EinwohnerInnen eine konkrete inhaltliche Auseinandersetzung mit den weit verbreiteten rechtsextremen Einstellungen und den extremen Rechten in Mylau und im Vogtland offensiv nach außen gestaltet werden. NachbarInnen, LehrerInnen, Gemeindemitglieder, Gewerbetreibende und kommunal Verantwortliche können gemeinsam in Workshops oder Gesprächsrunden bspw. wirkungsvolle Ideen entwickeln.
Die Opferberatung steht dabei gern für Fragen zur Verfügung.