Gera: Europas größtes Nazifest stoppen, blockieren, verhindern!

Seit nun­mehr acht Jah­ren er­eig­net sich im brau­nen Drei­län­der­eck von Thü­rin­gen, Sach­sen und Sach­sen-​ An­halt, in­mit­ten der ver­meint­lich bun­ten und welt­of­fe­nen Ot­to-​Dix Stadt Gera, Eu­ro­pas größ­tes Na­zi­fes­ti­val „Rock für Deutsch­land“, zeit­wei­lig auch unter dem Label „Rock gegen Krieg“ fir­mie­rend. Zog die­ses fa­schis­ti­sche Spek­ta­kel 2003 noch nur knapp über 100 Be­su­cher_in­nen an, eta­blier­te es sich über die Jahre ste­tig zum Pil­ger­ort mitt­ler­wei­le auch eu­ro­pa­weit an­rei­sen­der Neo­na­zis. Den bis­he­ri­gen be­ängs­ti­gen­den Hö­he­punkt fand das spek­tren­über­grei­fen­de Er­eig­nis im letz­ten Jahr mit einer Be­su­cher_in­nen­zahl von min­des­tens 4.​000. Zwi­schen Rost­brat­wurst und Lu­ni­koff-​Het­ze hat das „Rock für Deutsch­land“ dem dank ent­schlos­se­ner Pro­tes­te mar­gi­na­li­sier­ten „Fest der Völ­ker“ in Jena den un­rühm­li­chen Rang ab­ge­lau­fen, de facto Eu­ro­pas größ­tes Na­zi­fest zu sein. Es hat sich damit zu einer der größ­ten Na­zi­ver­an­stal­tun­gen nach 1945 ent­wi­ckelt.

Wie geht das? Und vor allem: Geht das wie­der?

Als Schnitt­stel­le zwi­schen Po­li­tik und Sub­kul­tur funk­tio­nie­rend, ba­siert „Rock für Deutsch­land“ in sei­ner Ge­samt­heit auf dem men­schen­ver­ach­ten­den und kru­den Kon­sens sei­ner Be­su­cher_in­nen. Ge­ne­rell gilt, dass Na­zi­fes­te in­ter­ne fa­schis­ti­sche Struk­tu­ren fes­ti­gen, diese Szene in ihrem Han­deln be­stä­tigt und Mit­läu­fer_in­nen po­li­ti­siert. Je un­wi­der­spro­che­ner dies statt fin­den kann, desto stär­ker drängt der Neo­fa­schis­mus in die All­tags­kul­tur und schafft all­jähr­lich eine „Na­tio­nal be­frei­te Zone“. In Re­la­ti­on dazu wer­den die Frei­räu­me und Hand­lungs­mög­lich­kei­ten für al­ter­na­ti­ve, linke und mi­grie­ren­de Men­schen suk­zes­si­ve klei­ner.

Haupt­or­ga­ni­sa­to­ren des Na­zi­fests sind die NPD um deren Stadt­rats­mit­glied Gor­don Rich­ter und die ört­li­che Rechts­rock­sze­ne des Na­tio­nal So­cia­list Black Metal (NSBM). Un­ter­stützt wer­den diese von „frei­en Ka­me­rad­schaf­ten“ und „Au­to­no­men Na­tio­na­lis­ten“. Be­stärkt von stei­gen­den Be­su­cher_in­nen­zah­len, sowie lange Zeit kaum vor­han­de­nem Wi­der­stand der ört­li­chen Po­li­tik und Be­völ­ke­rung, ist das „Rock für Deutsch­land“ und damit die Stadt Gera zur si­che­ren Adres­se der Neo­na­zis ge­wor­den. Dies liegt auch daran, dass sich Ras­sis­mus und Na­tio­na­lis­mus bis tief in die ge­sell­schaft­li­che Mitte er­stre­cken und an­ti­fa­schis­ti­scher Wi­der­stand oft­mals mit der Neo­na­zi­ideo­lo­gie gleich­setzt wird. „Haupt­sa­che Ruhe und Ord­nung“, dies war der weit­ver­brei­te­te Tenor der lo­ka­len Pres­se und Po­li­tik, der selbst zi­vi­len Un­ge­hor­sam kri­mi­na­li­sier­te und im Ge­gen­zug „Hit­ler­grü­ße“ auf dem Na­zi­fest schlicht­weg igno­rier­te. Ab­ge­se­hen davon waren an­ti­fa­schis­ti­sche Pro­tes­te fern­ab von Par­tei­en und Ver­ei­nen wenig er­folg­reich.

Im „Su­per­wahl­jahr 2009“ luden die Neo­na­zis be­kann­te Sze­ne­grö­ßen ein. Auf der „Spiel­wie­se“ in Gera waren neben dem NPD-​Par­tei­vor­sit­zen­den Udo Voigt auch die „Land­ser“- Nach­fol­ge­band „die Lu­ni­koff Ver­schwö­rung“ ver­tre­ten. Die­ses Jahr sind die Neo­na­zis wie­der ge­willt, an ihre Er­fol­ge an­zu­knüp­fen. Und schließ­lich wäre eine wei­te­re Stei­ge­rung durch die Auf­trit­te in­ter­na­tio­nal be­kann­ter Rechts­rock­bands mög­lich. Im Rück­blick auf das bis­her er­folg­rei­che Pro­test­jahr gegen Neo­na­zi-​Groß­auf­mär­sche ist zu be­fürch­ten, dass die NPD und ihre Sym­pa­thi­san­t_in­nen be­son­de­res Au­gen­merk auf das „Rock für Deutsch­land“ legen. Schließ­lich wur­den deren „Trau­er­marsch“ in Dres­den und deren Ak­tio­nen am 1. Mai blo­ckiert. Mit einer neuen Auf­la­ge des im letz­ten Jahr be­deu­tends­ten und end­gül­tig eta­blier­ten Na­zi­fests könn­ten sie ‚we­nigs­tens’ im sub­kul­tu­rel­len Be­reich eine Kon­stan­te er­hal­ten. Es ist nun an uns den Wi­der­stand ef­fek­tiv zu ge­stal­ten!

Ge­mein­sam kon­se­quent ent­ge­gen­tre­ten!

Die spek­tren­über­grei­fen­den Blo­cka­den gegen Na­zi­auf­mär­sche in Köln, Jena und Dres­den haben ge­zeigt, dass an­ti­fa­schis­ti­scher Wi­der­stand in ver­schie­de­nen For­men ge­mein­sam er­folg­reich sein kann! Solch eine prag­ma­ti­sche Po­li­tik soll nicht die Un­ter­schie­de in Ge­sell­schafts­kri­tik und po­li­ti­schen Po­si­tio­nen auf­lö­sen. Sie legt den Fokus schlicht auf die mas­si­ve Be­dro­hung durch meh­re­re tau­send Neo­na­zis. Neh­men wir ihnen also die Groß­auf­mär­sche und In­sze­nie­rungs­mög­lich­kei­ten – Nie wie­der un­wi­der­spro­che­ne Na­zi­fes­te in Gera! Schaf­fen wir eine er­geb­nis­ori­en­tier­te Zu­sam­men­ar­beit zwi­schen pro­gres­si­ven In­itia­ti­ven und An­ti­fa­schis­ti­scher Ak­ti­on. Han­deln wir ge­mein­sam und so­li­da­risch, damit eines der letz­ten gro­ßen Events der Na­zi­sze­ne und ihrer men­schen­ver­ach­ten­den Ideo­lo­gi­en end­lich Ge­schich­te wird.

Kommt am 10. Juli 2010 zahl­reich zu den Pro­test­ak­tio­nen nach Gera!

“Rock für Deutsch­land“ ab­schal­ten!
http://na­zi­fes­te-​ver­hin­dern.​de/​